Freitag, 16. Januar 2015

Wie Altenburg nach Zwiefalten kam...


 Hier residierte dereinst der Hochadel: die Achalm...

... aber die wohl sehr viel ältere Burg war hier: Altenburg 


... hat Werner Krauß in seinem Beitrag für das Rommelsbacher Geschichtsbuch 1990 in Fortsetzung zu unserer gestrigen Veröffentlichung so beschrieben:
"Eine zentrale Führerrolle des süddeutschen Reformbewegung nach burgundischem Vorbild übernimmt im ausgehenden 11. Jahrhundert das Schwarzwaldkloster Hirsau. So schenken die Achalmer Güterstücke an die Klöster Hirsau Reichenbach und Allerheiligen, beteiligen sich an der Gründung von St. Georgen und stiften letztendlich ihr eigenes Kloster, nämlich Zwiefalten, das sie mit reichlich Grundbesitz in unserer Gegend ausstatten. Graf Luithold lässt sich, nach dem er allen Besitz verschenkt hat, 1098 auf dem Sterbebett zum Mönch weihen."
Hinter der Gründung des Klosters, das ja ursprünglich in Altenburg errichtet werden sollte, stand also weitaus mehr als nur die Schenkung der beiden Achalm-Grafen. 
"Diese Taten, Klostergründung, reiche Schenkungen, Mönchsweihe usw. sind sicherlich ein Zeichen frommer Ergriffenheit. Sie zeigen die Absicht, schon zu Lebzeiten durch gottgefälliges Leben und gute Werke, Vorleistungen für das persönliche Seelenheil zu erbringen (Werkfrömmigkeit). 
Gewisse politisch-opportunistische Gründe sind aber andererseits nicht ganz auszuschließen, wenn wir die Worte des Zwiefalter Chronisten Bertold aufmerksam durchlesen: 
»Weil nun weitere Kämpfe drohten (mit König Heinrich IV.)... verwandelten die beiden vorerwähnten Brüder Kuno und Luithold und einige andere, deren Herzen Gott berührt hatte, den Zwang der Not in einen freien Entschluss: Sie weigten ihr Eigentum Gott und gründeten Kloster.«
Wie schon oben erwähnt, gehören die Achalmgrafen zur vornehmsten Adelsschicht des Landes, die regional königliche Rechte ausüben. Wir wissen aber auch, dass für die Gründung des achalmischen Hausklosters Zwiefalten zunächst ein anderer Flecken, nämlich Altenburg am Neckar, ausersehen ist. Nachdem sich jedoch die Stätte als ungeeignet erweist, verbleibt u.a. der ganze Weiler Altenburg mit Kapelle, Mühle und 14 Huben als Grundausstattung beim neugegründeten Kloster. Im benachbarten Oferdingen kommen die halbe Kirche und ein Herrengut mit 4 Huben, später noch sechs Morgen dazu.  Die Achalmgrafen verfügen hier also über einen relativ geschlossenen Besitz, den sie so dem Kloster übereignen. Der zur Gründung des Hausklosters ursprünglich vorgesehene, Oferdingen benachbarte Weiler Altenburg liegt bekanntlich neben einem frühmittelalterlichen Kastell, das manche Forscher aus gutem Grund für das alte fränkische Reichsgut Castellum Onfridinga (Kastell Oferdingen) ansehen. Bereits bekannt ist uns die ursprüngliche Zugehörigkeit der Ausbauorte Altenburg und Rommelsbach zur 'Muttergemeinde' Oferdingen. Könnte es sich bei dem Altenburg-Oferdinger Komplex nicht vielleicht um Königsgut, ein kaiserliches Reichslehen in der Verfügungsgewalt der Grafen handeln? Überträgt man dem neugegründeten Kloster diesen Besitz, um ihn vor einem befürchteten Zugriff des verfeindeten Königs zu schützen? Könnte der Kaiser das Reichsgut nicht zurückfordern? Schließlich sind bereits in der zweiten Generation des Hauses Achalm die Klosterstifter Luithold und Kuno die beiden letzten Vertreter ihres Geschechtes im Mannesstamm; keiner der insgesamt sieben Brüder hinterlässt legitime Söhne! Tiefgreifender Frömmigkeit, wohl aber auch politischem Kalkül verdankt also Kloster Zwiefalten sowohl seine Entstehung als auch seinen bedeutenden Besitz etwa hier im Reutlinger Nordraum."

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