Sonntag, 28. April 2019

Braucht Altenburg ein neues Geschichtsbuch?

ZEHN JAHRE IST ES HER, da veröffentlichten wir hier die Ortgeschichte von Altenburg - ursprünglich erschienen in der Regierungszeit von Rolf Nedele im Jahre 1990. Grund genug, die Altenburger mal wieder anzustubsen, sich mit der Geschichte unseres Dorfes zu beschäftigen. Irgendwie schreit das ja auch nach einer Fortsetzung. Wäre doch auch mal ein Projekt, das unser Geschichtsverein, der ja auch in diesem Jahr zehn Jahre alt wird, anstoßen könnte. Irgendwie überfällig, oder? Was meint Ihr?
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Freitag, 12. April 2019

Zehn gegen Mahden II

Meldung: In einer Endlossitzung entschied sich gestern abend gegen 23.00 Uhr der Gemeinderat von Kirchentellinsfurt mit zehn Stimmen mehrheitlich gegen die Aufnahme von Mahden II in den neuen Flächennutzungsplan.


Vor Sitzungsbeginn in Kirchentellinsfurt: Noch sind nicht alle Plätze besetzt und die Stimmen nicht gezählt

Kommentar: Für die Zuhörer (zu gucken gab es zwar auch was, aber der Schwerpunkt lag auf dem gesprochenen Wort) war diese öffentliche Sitzung eine Zumutung. Schleppend und monoton legte der Bürgermeister, der für Mahden II kämpfte, seine Betrachtungen dar.  Sehr trocken und wenig lebhaft die Ausführungen der Referenten, gefüllt mit Namedropping, Halbwahrheiten und anderen Komponenten der Manipulationsrhetorik versuchte die professionelle Seite, die ehrenamtlichen Ratsmitglieder doch noch umzustimmen. Doch die "hired guns" hatten keinen Erfolg. Die zehn Unterzeichner des Antrags auf Beendigung der Flächennutzungsgedanken bei Mahden II blieben bei ihrer Position. Grotesk mutete  einem folgende Argumentation an: Mahden I wurde in seiner heutigen Ausprägung  als ein abschreckendes Beispiel genannt und diente damit als Argument für den Bau eines Mahden II.  Wie der Zauberer ein Kaninchen aus dem Hut holt, so versuchte die Profi-Fraktion des Abends das Projekt noch zu retten, indem man einen ökologisch reinen Gedankenentwurf für ein campusartiges Mahden II vorstellte. Die Ideen dazu sind uralt, dass man sich fragt, wieso sie erst so spät aufs Trapez kamen. Da hätte man schon sehr viel früher ansetzen können. Die Altenburger, die sich seit fünf Jahren im Bezirksgemeinderat mit Mahden II beschäftigen und 2015 bereits ihre ablehnende Haltung mit einstimmigem Votum dokumentiert hatten, gingen mit dem Gefühl nach Hause, an neuen Erkenntnisen nichts gewonnen zu haben. Mehr noch: diesen Campusgedanken hatten sie selbst schon damals ins Spiel gebracht, allerdings nicht für Mahden II, sondern für ein Alternativgelände. Eine Diskussion darüber wurde von den Profis nie aufgegriffen. Dass dieses Konzept nun als letzter Rettungsanker den Gemeinderäten von Kirchentellinsfurt präsentiert wurde, spricht nicht gerade für eine mit Vorstellungskraft gesegnete Verwaltung. Aber das konnte man auch an der Art der Sitzungsführung merken. Wie verworren das alles war, zeigte sich auch darin, dass die Ratsmitglieder nie genau wussten, ob sie bei ihrer Debatte aus öffentlicher oder nichtöffentlicher Sitzung berichteten. Damit das klar ist: Die Sitzung gestern war öffentlich. Raimund Vollmer

Donnerstag, 11. April 2019

Heute wird's spannend: MAHDEN IM FLECK?

Der K'furter Gemeinderat entscheidet heute darüber, ob ein Gewerbegebiet MAHDEN II in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden soll. Diese Entscheidung betrifft auch ganz stark den Ort Altenburg, der sich bereits dagegen ausgesprochen hat. 

Dienstag, 9. April 2019

Donnerstag ist Tag der Entscheidung: Kein MAHDEN II in Altenburg?

Ein Kommentar von Raimund Vollmer
Nach fast vier Jahren scheint sich das, was der Bezirksgemeinderat von Altenburg damals erkannt und entsprechend beschlossen hat, zu bewahrheiten: Die Aufnahme von Mahden II in den Flächennutzungsplan macht 
- vorne (in Altenburg) und 
- hinten (in Kirchentellinsfurt) 
einfach keinen Sinn. 
So hieß es schon am Rande der Inauguration von OB Thomas Keck am vergangenen Freitag in der Stadthalle, dass dieses Gebiet keine Mehrheit im Kirchentellinsfurter Parlament finden werde. Damit sei dieses Projekt tot. Der GEA berichtet heute ebenfalls darüber. 
Der 13. Mai 2015 hat vor diesem Hintergrund schon eine geschichtsträchtige Dimension, weil das harte und einstimmige Nein des Altenburger Bezirksgemeinderates Reutlingens Stadtverwaltung und Stadtrat ziemlich aufgewühlt hat. 
Der Stadtrat setzte sich dann am 15. Dezember 2016 über die Entscheidung des Bezirksgemeinderates hinweg und genehmigte mehrheitlich die Prüfung des Geländes zum Zweck der Aufnahme in einen neuen Flächennutzungsplan. (Unsere Analyse von damals ist HIER)
Der Bezirksgemeinderat würde "Kirchturmspolitik" betreiben, hieß es zum Beispiel bei Regine Vohrer (FDP), die Stadträte seien für das ganze Reutlingen verantwortlich und nicht nur für einen Ortsteil, hieß es auch aus den Reihen der SPD (Helmut Treutlien) und der Freien Wähler (Jürgen U. Fuchs). Den Altenburger Bezirksgemeinderat hat dies besonders geärgert, weil er gerade mit Blick auf die Ansprüche der Gesamtstadt alternative Flächen angeboten hatte. Diese Vorschläge wurden anfangs komplett ignoriert, fanden dann aber doch Eingang in die Beschlussvorlage. (Wir hatten auf diesen Mangel hingewiesen. Dass man anfangs gar nicht darauf einging, förderte nicht unbedingt die Glaubwürdigkeit des Stadtrates. Inzwischen werden diese Vorschläge sogar als Plan B einer näheren Untersuchung unterzogen.) 

(Im Oktober 2016 hatte übrigens der Gemeinderat von Kirchentellinsfurt einer Prüfung zugestimmt. Unser Porträt dazu ist HIER.) 

Wer die Bedeutung des Bezirksgemeinderats in der Vergangenheit anzweifelte, sollte die Altenburger Entscheidung als ein Beispiel dafür nehmen, dass diese Zweifel nicht berechtigt sind. Natürlich gehört Zivilcourage dazu, sich einer Stadtverwaltung und einem Stadtrat (Grüne und Linke waren hier übrigens auf der Altenburger Seite) entgegenzustemmen. Seltsam war dann auch, dass die prüfende Beratungsgesellschaft, die schließlich eingeschaltet wurde, in ihrer Präsentation immer wieder auf einen Prüfungsauftrag durch den Bezirksgemeinderat verwies. Gerade gegen einen solchen Prüfungsauftrag hatte der Bezirksgemeinderat am 13. Mai 2015 gestimmt - allerdings auf der Basis von Argumenten, die es wohl zu widerlegen galt. Genau das aber gelang den Prüfern nicht - oder nur unter Hinzuziehung sehr absurder Konstellationen. So soll(t)en z.B. anliefernde LKWs über die B 27 von Tübingen kommend bis Pliezhausen/Walddorfhäslach fahren, dort wenden, um sich dann der Altenburger Ausfahrt (Mahden) am Industriegebiet zu nähern, ein Umweg von mindestens 15 Kilometern. Auf diese Weise sollte eine Annäherung über die Isarstraße entlang der neuen Ortsmitte vermieden werden. 


Siehe auch HIER

Gestern war "Schwätzabend" in Altenburg...


... denn da zeigten wir Bilder von Wilhelm Walz aus der Nachkriegszeit. Es war für viele ein Rückstoß zur Erde der frühen Jahre, in die Jugendzeit. Da haben sich die Altenburger sehr zuhause gefühlt, wie der hohe Geräuschpegel zeigte. Der Altenburger Abend ist eine Initiative des Altenburger Geschichtsvereins, der Evangelischen Kirchengemeinde in Altenburg und der Kath. Kirchengemeinde Sankt Andreas in Zusammenarbeit mit den Okdtimer-Freunden.

Sonntag, 7. April 2019

Samstag, 6. April 2019

Donnerstag, 4. April 2019

So sähe es heute in Altenburg aus....

... wenn vor rund 1000 Jahren nicht Zwiefalten, sondern unser Dorf als Ort für ein Kloster auserkoren worden wäre. Ob dann statt Verkehrsberuhigung die Fremdenverkehrsberuhigung auf der Tagesordnung der Sitzungen des Bezirksgemeinderates stünde?
Bildertanz-Quelle: Collage Raimund Vollmer
Erstveröffentlichung am 12. Juli 2013

Im Hintergrund haben wir ein Foto von Wilhelm Walz, vor das wir dann das Zweifaltener Münster gesetzt haben. Bilder aus der Nachkriegszeit Altenburgs von Wilhelm Wakz zeigen wir übrigens am Montagabend beim Altenburger Abend in der Ev. Gemeindehalle. Dort ist auch heute die Hauptversammlung des AGHV. (RV)

Mittwoch, 3. April 2019

Temmaland: Hat Tante Emma eine Chance?

 Erstveröffentlichung am 19. August 2013

 AUS AKTUELLEM ANLASS - UNSERE NEUE ORTSMITTE

Kommentar. Vor einiger Zeit veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrem Wirtschaftsteil einen Bericht über die wachsende Bedeutung von Tante-Emma-Läden. Die Supermarktkette Rewe habe für Wohnviertel mit hoher Kaufkraft ein Konzept entwickelt, in dem Menschen in den neuen Läden nicht nur Bioware einkaufen können, sondern es auch kleine gastronomische Einheiten gäbe. Temma heißt das Projekt. Und die Wirtschaftsprüfung KPMG hat unter der Überschrift "Tante Emma reloaded" eine Studie veröffentlicht, in der den kleinen Dorfläden eine gute Zukunft vorhergesagt wird - wohl vor allem dann, wenn sie eingebunden sind in die Konzepte großer Ketten. (Von Großkunden lebt ja KPMG.) Das Ganze müsste demnach der Altenburger Vorstellung von einer neuen Ortsmitte sehr entgegenkommen. Mit Romantik - wie sie unser Foto zu suggerieren scheint - hat das aber nichts zu tun. Es ist eher eine Spätfolge der Urbanisierung. Selbst kochen, warum, wenn es jede Menge Fast-Food und andere Schnellimbisse um die Ecke gibt? Supermärkte auf der grünen Wiese anfahren, um dann nach einem Run durch die Regale den Kofferraum mit der Wochenration vollzupacken, warum, wenn man eigentlich gar kein Auto mehr haben möchte, sondern lieber um die Ecke einkauft, dort, wo man schon sein Mittagessen genossen hat? Wer bei uns im Industriegebiet Mahden arbeitet, kann doch auch seine Mittagszeit in der fußläufig erreichbaren Ortsmitte verbringen. Bei Essen & Trinken mit anschließenden Kurzeinkauf?
Kann sein, dass solche und ähnliche Überlegungen über die Veränderungen im Kauf- und Mobilitätsverhalten dazu führen, dass irgendeine Kette den Ort Altenburg entdeckt. Natürlich müssten wir dafür ganz andere Konzepte des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs haben. Natürlich müssten wir Bürger bereit sein, unser eigenes Dorf zu entdecken. (Frage: Warum haben wir das längst noch nicht getan - und da nehme ich mich selbst nicht aus?) Was hindert uns eigentlich daran, unser Dorf wieder zu einem Dorf zu machen (und nicht zur Schlafburg Reutlingens oder Stuttgarts)?
Ich persönlich glaube, dass die Antwort darauf nicht in den Zahlenwerken liegt, mit denen Studien versuchen, bestimmte Trends zu erfassen. Den Trend zurück zur Urbanität der 50er Jahre, als Arbeitsplatz und Heim noch fußläufig erreichbar waren, hat heute nichts mit Rationalität zu tun, sondern mit Emotionalität. Die jungen Leute genießen die Infrastruktur der Städte. Sie, die in ihrer Kindheit von den Eltern von einem Termin zum anderen hin und her gekarrt wurden, wollen die Nähe und die Wahlfreiheit. Dieser Trend wird auch nicht vor den stadtnahen Dörfern haltmachen. Sie sind in den letzten 30 Jahren nichts anderes geworden als die Funktionsstätten eines viel zu rationalen Wirtschaftsmodells. Dieses Modell wird sich schneller überleben, als viele denken.
Menschen wollen Emotionen. Diese bekommen sie aber nur, wenn Menschen zusammenkommen. Die Tante Emma war deswegen so beliebt. Ein Treffpunkt. Ein Markt für Gerüchte, Gerede und Geraune. Hie und da sieht man, dass in Altenburg wieder Bänke vor dem Haus stehen. Sie laden ein zu einem Feierabend, den gemeinsam zu genießen wir uns aber noch nicht trauen, weil wir uns zulange uns in unsere eintrainierte Privatheit verkapselt haben. Ab und zu hat man das Gefühl: Hier entsteht eine emotionale Mitte. Aber dann sieht man am nächsten Tag, dass dort, wo man sich traf, alles zugeparkt ist - und niemand mehr kommt.
Was wir brauchen, ist mehr Mut zur Emotionen. Dann bekommen wir auch eine Orts-Mitte. So aber werden wir damit rechnen müssen, dass irgendeine Kette bei uns irgendwann ein Zahlenkonzept realisiert: Das Dorf als Fortsetzung der Grünen Wiese. Ein kaltes Projekt. Eine Versorgungseinheit.
Ich persönlich fürchte, dass es letztlich darauf hinausläuft, auch wenn das Dorffest ein ganz klein wenig Hoffnung in die andere Richtung macht. Aber nur ein ganz klein wenig.
Raimund Vollmer