Dienstag, 30. Juli 2019
BILDERTANZ: ERSCHÜTTERND, ERHEITERND, ERGREIFEND
BILDERTANZ: ERSCHÜTTERND, ERHEITERND, ERGREIFEND: Die Geschichte der Familie Vogel. Als in Altenburg noch Schiffe gebaut wurden... Ein Kamera-Gespräch gestern in Altenburg
Freitag, 26. Juli 2019
Sonntag, 21. Juli 2019
Vielleicht nicht "uninteressant": Neckargasse ist gesperrt...
... in den nächsten zwei Wochen. Ab Montag, 22. Juli 2019. Wegen Wiederherstellung der Fahrbahn. Es besteht keine Wendemöglichkeit, auch nicht für den lieben Besucher, der mit Vorliebe unsere Beiträge mit "uninteressant"markiert. Warum er überhaupt hierherkommt? Ihm zuliebe haben wir heute ein besonders uninteressantes Bild veröffentlicht.
Sonntag, 14. Juli 2019
Samstag, 13. Juli 2019
HEUTE IM RATHAUS: IM SITZEN DURCHS DORF
Freitag, 12. Juli 2019
Mittwoch, 10. Juli 2019
Pressefoto
Bildertanz-Foto: Jürgen Reich |
MEHR HIER: Altenburger Dorfparlament: Was bringen die nächsten fünf Jahre?
Altenburger Dorfparlament: Was bringen die nächsten fünf Jahre?
Der Mensch lebt nicht vom Beton allein
Wie immer bei der konstituierenden Sitzung des
Bezirksgemeinderates: Ein Rückblick auf die letzte Ehrenamtsperiode der elf
Ortschaftsräte, aber kein Ausblick auf das, was an neuen Projekten in den
kommenden fünf Jahren angepackt werden soll. Der alte und neue
Bezirksbürgermeister, Frank Hofacker, der wie alle anderen in Extraämter gehobenen
Mitglieder elf Stimmen hinter sich wusste, hatte für die abgelaufene Amtszeit vor
allem Bauprojekte als Leistung genannt, sei es der momentane Bau der neuen
Ortsmitte, sei es die fortgeschrittene Neuverdolung des Erlenbachs, sei es die
erfolgreiche Abwehr von Mahden II, sei es die Erweiterung der Feuerwache - es
ging ums Bauen, traditionell die Lieblingsvorhaben aller Kommunalpolitiker, und
um den Verkehr, ein nicht ganz so angenehmes Thema in Altenburg. Ein paar Projekte,
ebenfalls in den letzten fünf, zehn Jahren auf den Weg gebracht, warten noch in
den Startlöchern - wie etwa das Neubaugebiet in der oberen Moselstraße oder der Start des neuen Buskonzeptes. Die Moselstraße
sollte eigentlich schon längst fertig sein, aber Grundstücksverhandlungen sind
nicht immer einfach - auch nicht in Altenburg, diesem "Stadtbezirk",
auf den gestern abend sieben "alte" und vier "neue" Ortschaftsräte
vereidigt wurden. Sie wurden auch auf die Stadt Reutlingen verpflichtet, zu der
Altenburg durch eine mehr oder minder freiwillige Eingemeindung seit 1972 gehört. Dem
Chef des Dorfparlamentes, Frank Hofacker, zur Seite stehen nun zwei
stellvertretende Bezirksbürgermeisterinnen. Wie schon zuvor ist dies Tanja
Münch, und ganz neu dabei ist Johanna Böck, die mit ihren 20 Jahren das jüngste
Mitglied im Altenburger Rat ist - wahrscheinlich sogar seit Menschengedenken.
Altenburg mit Baustelle 2019 |
Altenburg ohne Baustelle 2017 |
Die Ämter sind verteilt - vier Bezirksgemeinderäte mit
insgesamt über 80 Jahren Erfahrung im Rat des Dorfes wurden verabschiedet. Fortan
ist der Blick auf die Zukunft gerichtet. Dass da gestern noch nichts zu sehen
war, mag man bedauern. Solange sich die grobe Richtung mit monotonem Ernst aus
Bauen und Verkehr konfigurierte, war das ja auch nicht weiter zu hinterfragen.
Wird das aber in den nächsten fünf, zehn oder 15 Jahren so bleiben?
Wahrscheinlich nicht. Die weitaus schwierigeren Themen, die sich unter dem
Rubrum Klimaschutz oder demographischer Wandel technisch zusammenfassen lassen, treffen
die Bürger direkt in ihrem Verbrauchsverhalten und in der Neuordnung ihres
Wohlstandes. Es geht sogar um unser Selbstverständnis. Es sind in zunehmenden
Maße mentale und emotionale Themen. Es geht um Rechte und Pflichten. Es geht um
Identifikation und Integration. Es geht um Natur und Kultur. Es geht um Technik
und Wirtschaft. Es geht durchweg um Themen, die sich nicht baulich äußern,
sondern intellektuell. Es geht um Gedankengebäude - um neue und alte. Es geht
um die Nähe zu den Bürgern, die in einem Dorf, einer Stadt, mehr sehen als eine einigermaßen intakte Versorgungsanstalt.
Gelingt es dem neuen Dorfparlament seine Aufgaben und Themen
"in emotionale Realitäten" zu verwandeln, um mit dem Dramatiker Friedrich Dürrenmatt
zu sprechen, dann ist Altenburg immer auch "Heimat", wenn nicht, dann
wird dieser Stadtbezirk genau das, ein reiner Stadtbezirk, "eine bloße
Institution", die uns eine Ideologie zu bieten hat, der wir nicht mehr
glauben. Es fehlt jegliche emotionale Strahlkraft, es bleibt nur Beton, mit dem
sich keiner wirklich zu identifizieren vermag.
Solange wir darüber diskutieren, ob die neue Ortsmitte einen
Bäcker, Metzger oder Wirt ernährt, haben wir kein bisschen Identifikation, kein
Stück "Heimat" geschaffen. Wenn wir aber durch unseren Ort spazieren,
wirklich spazieren und nicht neckargassenhaft durcheilen, wenn wir mitten unter
uns sind, wie es alle zwei Jahre beim Dorffest oder im Turnus beim Neckarfest zu
sein scheint, dann verwandelt sich Altenburg wieder von einem Stadtbezirk zu
einem Dorf - mit Eigenleben und Lebensfreude.
Die Moderne, auch die Postmoderne, von der wir uns unter
großen Mühen verabschieden, schaute voller Verachtung auf die Romantik. Mit
gutem Grund: die Romantik blickte in eine Zukunft jenseits allen technischen Fortschritts,
den sie in ihren Märchen und Fabeln längst vorweggenommen hatte.Der Zauber von gestern ist die Technik von heute.
Altenburg - allein der Name verheißt Romantik. Ob unser Ort seinem
Worthorizont gerecht wird, entscheidet zwar nicht unser Elferrat, aber er könnte
ein Beispiel geben.
Dies wünscht sich Raimund Vollmer, der gestern auf den Tag
genau, diesem Gremium zehn Jahre angehörte und seinen Platz gerne freigemacht
hat - für die Zukunft, die mehr ist als ein bisschen technischer Fortschritt.
Montag, 1. Juli 2019
Zum Abschied von unserer Pfarrerin Annegret Bogner
Liebe Frau Bogner, liebe Familie Familie Bogner, liebe Altenburger, liebe Ehrengäste!
"Aber die Kirche bleibt im Dorf!" Mit diesen Worten hat Sie, liebe Frau Bogner, Jürgen Reich als Vorsitzender des Altenburger Geschichts-und Heimatvereins im Mai 2013 begrüßt. Sie hatten damals erklärt, dass Sie aus familiären Gründen nicht ins Pfarrhaus ziehen werden, sondern in Waldenbuch - ist ja nicht aus der Welt - bleiben werden. Und das hat ja dann auch gut geklappt.
Mit unserem "Kirchenchor" wurde unsere neue Pfarrerin 2013 begrüßt (und auch 2019 verabschiedet) |
Bei der Begrüßung am 12. Mai 2013 im Gemeindesaal.
Jürgen Reich, damals Vorsitzender des Altenburger Geschichts-und Heimatvereins: "Die Kirche bleibt im Dorf" |
Damals lief die Serie mit dem Titel "Die Kirche bleibt
im Dorf" gerade an - und wir, die Altenburger, waren irgendwie auch stolz
darauf, denn mit Meike Kircher war ja eine Hauptdarstellerin dabei, die hier in
unserem Altenburg aufgewachsen ist und auch nicht hier wohnt, nämlich in
Hamburg. Aber ihr Schwäbisch hat sie mitgenommen - und ihr schließlich diese
Hauptrolle gebracht. Die Saat ist aufgegangen.
Gudrun Topp, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates, gestern in der Kirche: Die gute Seele unseres Dorfes |
"Die Kirche bleibt im Dorf" - ja, die kleine
Nikolauskirche gehört zu Altenburg wie der Dom zu Köln, das Münster zu Ulm oder
Notre Dame zu Paris und gar ganz
Frankreich. In Kirchen sind sich Mensch und Gott am nächsten. Kirchen sind die
Seelen einer Gemeinde. Wie sehr das so ist, können wir gerade in Paris erleben.
Ganz schnell wollen die Franzosen Notre Dame wieder aufbauen. Es gibt kein
wichtigeres Projekt.
Eine kleine Einlage aus der "Lichtstube". Gestern im Gemeindesaal |
Jeder Mensch trägt eine solche Kirche in sich und mit sich.
Es ist eben unsere Seele, unser Herz. Gerade an Notre Dame können wir aber auch
sehen, wie sehr eine solche Seele gefährdet sein kann. Deshalb kann keine
Kirche, keine Seele ohne Seelsorger auskommen.
Unser Dichterfürst Johann-Wolfgang von Goethe schreibt:
Mahnung
Niemals darf ein Mensch,
niemals darf ein Volk wähnen,
sein Ende sei gekommen;
Güterverlust lässt sich ersetzen,
über anderes tröstet die Zeit;
nur ein Übel ist unheilbar:
Wenn der Mensch sich selbst aufgibt!
Ich glaube, dass
dies die große Sorge eines jeden Seelsorgers ist - die Sorge darum, dass ein
Mensch sich selbst aufgibt, wenn er sozusagen seine innere Kirche verliert,
seine Seele.
Was aber ist die
Seele?
Man könnte auch
fragen: Was ist der Mensch? Eine Antwort darauf gibt es nicht - bei allen
Versuchen der Klassifizierung. Sagt der Seelenarzt Erich Fromm. Wir sind uns
selbst ein Rätsel.
Liebe Frau
Bogner, als ich Sie zum ersten Mal hier im Gemeindesaal sah, waren Sie mir ein
komplettes Rätsel. "Das ist doch eine Theologin, die aus der Schrift lebt,
viel zu intellektuell für solch ein kleines Dorf", dachte ich damals, als
ich diesen ebenso feingliedrigen wie feinsinnigen Menschen sah. Offensichtlich
hatte ich keine Ahnung von dem, was ein Seelsorger ist - wie ich sehr bald
feststellen musste. Denn das sind Sie auf eine derart mitfühlende, stille, offene
und ehrliche Weise, dass man Ihr seelsorgerisches Wirken zuerst einmal gar
nicht merkt.
"Was ist
das Allgemeine?" fragt unser aller Goethe. Und er antwortet: "Der
einzelne Fall." Dann fragt er: "Was ist das Besondere?" Seine Antwort: "Millionen
Fälle!"
Grußwort des Orschaftsrats: Tanja Münch gestern in der Kirche |
Das Allgemeine
ist jeder von uns, der sich in dem allgemeinen Glauben an Gott zurechtfinden
muss - und wenn es am Ende Unglaube ist. Er kommt nicht darum herum. Und wenn
er dann seine Antwort gefunden hat, dann reiht er sich ein in Millionen Fälle -
am besten in die Schar der Gläubigen, in eine Kirche, die sich aber niemals
über den Einzelnen erheben darf. Denn dann verliert sie Gott.
Ein Seelsorger
weiß um beide Zustände - um uns als Individuen, die ihren ganz persönlichen
Gott suchen und um die Institutionen, die ihn vertreten. Und ein guter
Seelsorger, einer wie Sie, liebe Frau Bogner, weiß sehr genau, dass Sie uns
beim Suchen helfen können - mit einem kleinen Stupser, mit einem milden
Lächeln, auch mal mit deutlicher Bestimmtheit, aber immer mit Offenheit, auch
gegenüber unserer Entscheidung. Denn finden müssen wir unseren Gott schon
selbst, ganz allein, ganz persönlich. Sonst geht's schief.
Gut besucht das Gemeindefest gestern - bei brütender Hitze flüchtete gestern alles in den Gemeindesaal. |
Weil Sie so
unaufdringlich, so feinfühlig vorgehen, bleibt da auch immer eine gewisse
Distanz, die Instanz der absoluten Integrität.
Ich gebe zu,
dass ich ziemlich lange gebraucht habe, bis ich das kapiert habe. Nun könnte
man meinen, dass jemand, der so ist wie Sie, auch als kühl eingeschätzt werden
kann. So hatte ich Sie ja auch anfangs gesehen. Ich hatte wirklich keine
Ahnung. Denn die "Distance", die Sie bei aller Herzlichkeit, die Sie
ausstrahlen, wahren, ist in Wirklichkeit Ausdruck des Respekts vor dem anderen.
Integrität ist für Sie eine Sache der Gegenseitigkeit - und des Glaubens an
Gott und den Menschen. Sie mögen wirklich Menschen auf eine sehr feine, sehr edle
Art.
Deswegen hat
meine bald vierjährige Enkelin Johanna sehr recht, wenn sie kürzlich sagte,
dass sie es sehr schade findet, dass "Frau Bogner" geht. "Denn
ich habe sie lieb", sagte sie zu ihrer Mutter.
Ich glaube,
Johanna hat sie sehr viel schneller "durchschaut" als ihr Großvater.
Auf Ihrem
weiteren Lebensweg wünscht Ihnen der Geschichts- und Heimatverein auch
fürderhin alles Gute - und Gottes Segen.
Ihr Raimund
Vollmer
Bildertanz-Fotos: RV
Bildertanz-Fotos: RV
Abonnieren
Posts (Atom)