Sonntag, 13. November 2022

DER KALENDER IST DA


Altenburg hat einen eigenen Kalender!!! Welcher Ortsteil kann da schon mithalten!!! Nur aus der Kernstadt selbst meldet sich ein Monatswerk für 2023. Wir blicken aber nicht nur ins Hier & Jetzt, sondern auch in die Gerschichte unseres Dorfes. Zwölf Euro kostet der Altenburger Kalender. Zu haben im Laufe des Montags im Rathaus und beim Bäcker Schmid. Es gibt nur 100 Stück davon. Also: nichts wie hin. Oder meldet Euch per Email bei: RaiVollmer@aol.com.
Verkauft wird er übrigens auch am 27. November auf dem Adventsbazar der Ev. Kirchengemeinde.

Samstag, 24. September 2022

Heimat und Geschichte - Wo und wann leben wir eigentlich?

Am Donnerstag, 22- September war nach drei Jahren Pause die Hauptversammlung des Altenburger Geschichts- und Heimatvereins. Als Vorsitzender dieses 2009 gegründeten Vereins habe ich versucht, die Zeit, die wir gerade durchleben, einmal zu reflektieren. Vielleicht ging es Ihnen ähnlich beim Nachsinnen über diese Zeit, die ja einen regelrechten Zeitbruch darstellt. 

Raimund Vollmer

"… Wir leben gerade in einer Zeit, in der beides ungemein wichtig wird – Heimat und Geschichte.

Das sind unsere Themen. Heimat und Geschichte. Sie sind der Grund, warum es uns gibt. Als Verein.

Einige von uns sind nicht hier geboren, nicht aufgewachsen, haben sich mehr zufällig hier niedergelassen – mitsamt der Familie. Ich gehöre auch dazu und habe mich immer wieder gefragt: Ist Altenburg meine Heimat?

Ich bin ehrlich: Ich frage mich das immer wieder, meistens verneine ich sie. Altenburg ist seit 1981 mein Zuhause. Aber die Frage allein führte dazu, dass ich den Ort und vor allem seine Menschen kennenlernen möchte. Mich interessiert die Geschichte dieses Dorfes, das ja Teil einer weitaus größeren Geschichte ist, der Weltgeschichte. Das spüren wir gerade jetzt.

„Man spielt ein Spiel solange, bis einen das Spiel spielt“, hat der Jahrhundertphilosoph Hans-Georg Gadamer vor dreißig Jahren geschrieben. Wir spielen auch unsere Spiele, hier in diesem Dorf, in unseren Vereinen, in unseren privaten und beruflichen Zirkeln. Aber dann – sei es nun ein Virus oder eine militärische Spezialoperation – merken wir, dass wir gespielt werden, dass wir Teil eines Geschehens sind, das wir gar nicht mehr mitbestimmen können. Wir verstecken uns, gezwungenermaßen hinter einer Maske, zuhause, im Lockdown. Das Spiel ist plötzlich aus. Und kaum will es wieder losgehen, kommt schon der nächste Knockout. Da ist das, was man Gesellschaft nennt, sehr bald zu Ende. Wir können uns kaum noch aufraffen.

Derselbe Philosoph sagt aber auch, dass ihn in seinen schlimmsten Tagesträumen die Angst umtreibt, dass an der Spitze der Bürokratie niemand mehr sei – wir also ohne Führung seien, ohne jemanden, der in der Verantwortung steht. Wenn wir uns umschauen, müssen wir eigentlich zu dem Schluss kommen, dass Gadamers Angstträume wahrgeworden sind. Über uns waltet eine mächtige Bürokratie, die im Kampf gegen unser Schicksal nichts anderes tun kann, als uns einen Waschlappen zu reichen.

Wir sind und wir werden überwältigt von einer Zeit, die uns erbarmungslos auf uns selbst zurückwirft – auf unsere kleine Existenz. Irgendwie fühlen wir uns alleingelassen. Und das macht uns kirre. Jedenfalls ging es mir so – und ich habe mich in den vergangenen drei Jahren in mich selbst verkrochen. Ich glaube, manch anderem ging es ähnlich. Es war ein Schock. Eine Zeit war zu Ende, eine Epoche.

Wir leben seitdem – ich möchte es einmal so nennen – in der Ich-Zeit. Das Ich besteht aus der Familie und ein paar Freunden, manchmal sogar nicht einmal mehr daraus. Eigentlich werden wir zurückgestoßen in unsere Kindheit.

In die Zeit, die der mexikanische Literaturnobelpreisträger Octavio Paz als einen Schock erlebte – mit umgekehrten Vorzeichen. Als er, 1914 geboren, im Alter von sechs Jahren war, erlebte er, wie seine Schwester ihm ein Bild von Kriegsheimkehrern zeigte. Und da spürte der kleine Octavio zum ersten Mal, dass es nicht nur seine persönliche Zeit gab, sondern auch eine geschichtliche, eine allgemeine Zeit. Er wurde aus seinem Paradies, „buchstäblich aus der Gegenwart vertrieben“. „Von nun an“, so schrieb er 1992, „begann die Zeit in immer mehr Bruchstücke zu zerfallen. Auch gab es nun nicht mehr den einen  Raum, sondern eine Vielfalt von Räumen. Und diese Erfahrung wiederholte sich immer wieder. Irgendeine Meldung, ein harmloser Satz, die Schlagzeile einer Zeitung: alles bewies die Wirklichkeit dieser Außenwelt und zugleich meine eigene Unwirklichkeit.“

„Meine Zeit“ gab es fortan für ihn nicht mehr, sie war als „fiktive Zeit“ entlarvt. Eine solche „Vertreibung aus der Gegenwart“, so möchte ich einmal wagen zu sagen, geschieht jedem von uns.

So seltsam das klingt, der Lockdown hat uns in diese Gegenwart zurückgeholt, in unsere eigene, ganz persönliche Zeit. Nur haben wir festgestellt, dass wir damit sehr wenig anfangen können.

Aber wir müssen anfangen. Dabei kommt nun unser kleiner Verein wieder ins Spiel – in ein Spiel, das wir selbst bestimmen, in dem Heimat und Geschichte eine Rolle spielen, wir von uns aus, selbstbestimmt, über diese Welt urteilen.

Ich glaube, dass ich mir eine solche Heimat gewünscht habe, als vor bald 20 Jahren die Sache mit dem Bildertanz hier in Altenburg begann. Deswegen bin ich vor allem meinem Freund Jürgen Reich sehr dankbar, dass er geholfen hat, 2009 diesen kleinen Verein zu gründen. Und ich wünsche mir, dass es Euch ähnlich geht, dass auch ihr in dem offenen Austausch von Gedanken und Erinnerungen eine Heimat seht.

Wir würden damit auch einen Herzenswunsch von Gudrun erfüllen, die sich immer einen Stammtisch gewünscht hatte – einen Stammtisch, der andererseits doch kein Stammtisch ist, sondern eine Gesprächsrunde, in der Themen diskutiert werden – offen und angstfrei. Denn das war ja eigentlich mal unsere Zeit, unsere persönliche Zeit. Nehmen wir uns diese Zeit und retten wir sie in die neue Epoche, über die wir auch mal reden sollten – hier in Altenburg, nicht in Berlin oder Moskau. Wir sind selbst – unser Topp-Thema, liebe Gudrun.

Das wünsche ich mir von ganzem Herzen. Und es wäre schön, wenn ich dafür Euer Vertrauen bekäme, wenn heute die Wahlen anstehen und wir über unser Programm reden"

 

Vorstand und Beirat wurden alle einstimmig gewählt. Es war eine sehr lebhafte Sitzung, die bei der Diskussion über unser Programm am 13. Oktober fortgesetzt wird. Wir werden darüber noch berichten. 

Dienstag, 5. April 2022

2012: Die Neue Ortsmitte - In ihren ersten Planungen

 



APRIL 2012: Das Projekt "Neue Ortsmitte" wird den Bürgern präsentiert. Zehn Jahre später haben wir uns daran gerwöhnt, aber eine Einweighungsfeier hat's noch nicht gegeben.

Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer

Montag, 4. April 2022

Altenburger Abend mit Altenburger Szenen

 Letzte Woche Montag: ALTENBURGRER ABEND mit ALTENBURGER SZENEN. Nach langer, allzu langer Pause haben wir es mal wieder gewagt, die Altenburger in den Ev. Gemeindesaal einzuladen. Es war fast wie früher. Maske auf, okay, das musste sein. Corona-Regeln. Danke an alle Akteure - und ganz vbesonders an die Evangelische Kirche, die uns wieder den Gemeindesaal zur Verfügung stellte. Nun planen wir für Montag, 25. April, endlich den Film zu zeigen, den wir schon vor zwei Jahren zeigen wollte: Das Thema: 1945. Mit Zeitzeugen aus Altenburg und seinen Vororten wie zum Beispiel Reutlingen... Raimund Vollmer/Petra Hann-Bader (AGHV) in Zusammenarbeit mit der Nikolaus-Gemeinde



Samstag, 1. Januar 2022


 

WARNUNG: Diesen Beitrag sofort nach der Lektüre vergessen und aus Ihrem Gedächtnis löschen. Er erschien heute auf der Facebook-Seite des AGHV. Er ist äußerst diskriminierend gegenüber allen Antidiskriminierungsanstregungen diverser Sprachverteidigern.) Ich distanziere mich ausdrücklich davon.

OFFIZIELLE NEUJAHRSANSPRACHE DES VORSITZENDEN*IN DES ALTENBURGENDEN HEIMATVEREINS (vormals Altenburger Geschichts- und Heimatvereins)

Liebe Altenburger, liebe Altenburgerinnen,
wahrscheinlich habe ich jetzt schon gegen alle neuen, informellen Sprachregelungen verstoßen, die man sich vorstellen kann. Denn die korrekte Anrede wäre „Liebe Altenburgender*innen“ gewesen. Aber da ich es mein ganzes Leben als Schreiberling falsch gemacht habe, kommt es auf einmal mehr auch nicht an.
Ich möchte mich trotzdem über alle diskriminierende Formulierungen, die ich in der Vergangenheit getätigt habe aufs Tiefste entschuldigen und gelobe – wie auch in diesem Vorspann zu einem Schimansky-Tatort (siehe Foto) - keine Verbesserung meiner früheren Texte, werde allerdings nicht umhin kommen, sie mit einer vorauseilenden Warnung zu versehen.
Ich bin aufgewachsen in einer Zeit, in der meine Generation dafür kämpfte, dass bestimmte, äußerst diskriminierende Paragraphen aus dem Gesetzbuch verschwanden (§175). Den Begriff „schwul“ empfanden wir als äußerst diskriminierend und beleidigend. Wir mieden ihn aus Respekt vor denen, die sich selbst als homosexuell bezeichneten. Heute gehört er zum allgemeinen Sprachgebrauch – vor allem nachdem ihn der berlindernde und Regierende und bürgermeisternde Wovereit vor zwanzig Jahren hoffähig gemacht hatte.
Das N-Wort habe ich in schriftlicher Form nie benutzt – noch nicht einmal als N-Wort. Von Karl May, einem notorischen Lügner wie ich im Alter von bloß neun Jahren erfahren durfte und bis heute als Schockerlebnis verbuche, hatte ich gelernt, dass man das N-Wort in seiner ursprünglichen Form durchaus benutzen darf, nur das andere, das sich als eN-I-Ge-Ge_E-eR aussprechen ließ, war diskriminierend. Ich nehme an, dass demnächst auch das N-Wort als N-Wort aus allen Schriften entfernt werden wird. Corona scheint dasselbe Schicksal zu erleiden. In einem Text fand ich unser aller Plagegeist als C-Wort – was soll ich sagen – „verleugnet“?
Da wir ja im Zeitalter der Verschwörungstheorien leben, über die zu lästern inzwischen Verpflichtung aller staatlichen Gewalt ist, ist in mir ein ungeheuerlicher Verdacht erwachsen, den ich wenigstens einmal – und zwar hier – äußern möchte: In diesem Monaten des Hohen C-Worts habe ich mich insgeheim viel mit jenen Strömungen auseinandergesetzt, die unsere Zeit zu prägen scheinen. (Sie sehen, ich lerne gerade, mich vorsichtig auszudrücken, was natürlich auf Kosten der Klarheit und wahrscheinlich auch der Wahrheit gehen wird, um wenigstens mal in Klammern die Wahrheit zu sagen.) Dabei ist mir aufgefallen (und auch das müsste ich jetzt aus Vorsicht in Klammern schreiben), dass es eine Neigung gibt, alles, was früher war, verschwinden zu lassen oder ihm dem Odium der moralischen Überlagerung auszusetzen (womit ich euphemistisch eine postWortale Diskriminierung alter Texte meine). Es ist – so meine Verschwörungstheorie – der Versuch, die Vergangenheit grundsätzlich abzuschaffen. Dafür spricht auch das Bemühen, das Partizip Präsenz in unsere Gebrauchssprache als festen Bestandteil zu implementieren – wie das ja schon in Begriffen wie Studierende oder Mitarbeitende zum Ausdruck kommt. In Deutschland herrscht künftig nur noch die Gegenwartsform und die sich zeitlos gebende Befehlsform. Gewöhnen Sie sich daran! Es ist übrigens sehr bequen, weril es Ihr Gesichtsfeld auf den reinen Augenblick reduziert. (Auch sollten Sie sich daran gewöhnen, so gestelzt zu schreiben, wie ich das hier tue. Das wirkt sehr geleert.)
Ich werde deshalb wohl nicht umhin kommen, den Geschichts- und Heimatverein Altenburg, dessen Vorsitzender*in ich bin, umbenennen zu lassen. Wir würden dann nur noch als Heimatverein firmieren. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass wir alte Texte, die seit mehr als tausend Jahren der Diskriminierung huldigten, nicht mehr als Quellende benutzen können. Vielleicht schaffen wir es sogar, uns nur noch auf die Gegenwart zu konzentrieren, die ja – Dank Corona – uns sowieso in einer Weise isoliert, dass wir über Geschichte gar nicht mehr reden können. Und unsere Heimat ist ohnehin unser Heim – und nichts als unser Heim.
Um meiner Distanziertheit zu allem, was war, lebendigen Ausdruck zu geben, habe ich zudem beschlossen, die von mir so leichtfertig praktizierte Duzerei zu beenden. Sie sind jetzt alle Sie für mich.
Wie Sie richtig vermuten, liebe Altenburgender – Sternchen-Sprachpause – Innen, habe ich mir vorgenommen in einer Art von Selbstjustiz, alle meine Texte für unleserlich zu erklären. Dazu gehört natürlich auch dieser Text, der allerdings als mein letzter großer Sprachsündenfall den Beginn meines Projektes 2022 markieren soll.
Auch im Namen meiner Co-Vorsitzender*in Petra Bader (schön, dass ihr Vorname bereits eine weibliche Endung hat, was zu ändern bei ihrem Nachnamen „Bader“ in „Bada“ auch nicht so schwer sein dürfte) wünsche ich Ihnen ein gutes Neues Jahr. (Und weil dies der Wahrheit entspricht, wieder hole ich diesen Wunsch auch in Klammern: Gutes Neues Jahr)
Ihr Raimunder Vollmerender
Sollte ich auf meine Neujahrsansprache diskriminierende Kommentare erhalten, werde ich dies unverzüglich der Meta-Ebene, also den Facebooksprachkommissaren, melden und um endgültige Lös(ch)ung bitten. (Am besten antworten Sie überhaupt nicht und lassen Ihren Daumen in Ruhe)