Oberbürgermeisterin Barbara Bosch gemeinsam mit Vittorio Albano im Mai 2004 |
Vittorio ist tot. Ein Musiker mit Leib und vor allem viel,
viel Seele. Leidenschaftlich, feinfühlig, romantisch, dickköpfig - und ein wenig an Ludwig van Beethoven
erinnernd. 1946 in Süditalien geboren kam er in den sechziger Jahren nach
Deutschland, nach Reutlingen und fand vor 30 Jahren in Altenburg seine zweite
Heimat. Denn Italiener blieb er immer. Sein Deutsch war perfekt, absolut, so
perfekt, dass man ihn eher für einen Norddeutschen gehalten hätte als für einen
Südeuropäer. Seine kompetente Sturheit, die ich als Westfale durchaus zu
schätzen wusste, war schön überwältigend. Für seinen Dickkopf litt er gerne,
aber das, was ihn an Schicksalsschlägen in den letzten 20 Jahren ereilte, war
einfach nur noch ungerecht. Seine eigene Erkrankung, die ihn jetzt in den Tod
führte, war vielleicht das, was er noch am ehesten ertragen konnte. Der Tod
seiner ältesten Tochter und all die anderen, kleineren und größeren
Schicksalsschläge im Kreis seiner Familie, haben seine Tapferkeit bis aufs
Äußerste strapaziert. Und dennoch blieb er ganz bei sich selbst, ein
Charakterkopf.
Vor 15 Jahren, im Mai 2004, hatte er bei einer Aufführung
des Ausländerbeirats im Spitalhof aufgespielt. Er hatte mich gebeten, ihn zu
begleiten. Das tat ich natürlich gerne, war mir sogar eine Ehre.
Nach dem Ersten Bildertanzabend in Altenburg, November 2004 |
Zu diesem
Zeitpunkt waren wir beide dabei, in Altenburg den "Bildertanz"
vorzubereiten - als multimedialen Dorfabend, wobei wir -bis auf ein Musikstück
- ausschließlich seine Kompositionen, seine Arrangements, von ihm selbst
gespielt, einsetzten. Unsere Festhalle war proppevoll. Ein großer Triumph für
ihn.
Doch zurück zu diesem Maienabend im Jahr 2004. Vittorio
spielte - und ich dachte mir so, dass es aus diesem Anlass ein Foto mit unserer
fruschgekürten Oberbürgermeisterin, die ja auch anwesend war, geben müsste. Ich
habe sie dann gefragt - und sie war dazu gerne bereit. So entstand dieses Foto.
Uns verband eine sehr widersprüchliche Freundschaft. Aber im
Grunde unseres Herzens haben wir uns gemocht wie Brüder. Zusammen haben wir vor
20 Jahren etwas ganz Verrücktes versucht: Wir haben zusammen ein Musical geschrieben.
Für Schulen. Er hatte versucht, mit das Klavierspielen beizubringen - und ist
erfolgreich an meiner Unfähigkeit gescheitert. Aber in dieser Zeit haben wir
beide uns viel über Musik unterhalten. Er wollte die echte, die nicht
programmierte Musik. Die wahre Liveaufnahme. Und das war dann auch ein Thema im
Hintergrund dieses Musicals. Es wurde das am meisten nicht aufgeführte Musical
der Welt. Wir haben eigentlich immer nur ein paar Stücke daraus präsentiert,
wunderbar gesungen von seiner Tochter Manuela.
Vielleicht hätten wir beide noch einiges in das Musical an
Grips und Kreativität investieren müssen, um es in seiner Gänze anbieten zu
können. Wir haben es auch schüchtern, wie wir waren, versucht. Aber es gefiel
wohl nicht. Reutlingen eben. Oder wir waren nicht gut genug.
Aber wir haben gemeinsam etwas Verrücktes getan. Nun ist
Vittorio im Himmel. Und ich weiß genau: das Halleluja ist nun ein Stückchen
italienischer geworden.
Vittorio - ein Freund für alle Zeiten.
Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer
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