Sonntag, 20. September 2009

NEUE SERIE: HÄUSER & LEUTE

Heute: Amtsdiener Jakob Eben, genannt "der Schütz"

Aufgezeichnet von Rudolf Thumm und Erika Hauser
(geb. Eben, Tochter von Jakob, Nikolausstraße)

Das Foto, das von Lehrer Friedrich Fingerle stammt, zeigt Amtsdiener Jakob Eben in seiner Dienstmontur offensichtlich noch während des „Dritten Reichs“. Der Adler an seiner Dienstmütze lässt dies vermuten. Ledergamaschen und grüne Dienstjacke waren weitere Attribute die ihn als Amts-Person auswiesen. Auf dem linken Arm trägt er das wichtigste Werkzeug, seine Glocke, die „Schelle“, mit der er in unnachahmlichem Rhythmus die Bürger alarmierte, dann gingen Fenster und Türen auf „hairsch dr Schütz schellet“.
Im Dorf hatte er immer die gleichen Stellen, an der er die amtlichen und halbamtlichen Nachrichten, meistens von einem Zettel, laut verkündete. Amtliche Nachrichten begannen immer mit „Bekanntmachung“ und dann folgte der Text: z.B.: „Der Wasserzins...“ oder „Die Hackteilpacht“ oder: „Die Grundsteuer“ sei zur Zahlung fällig „und soll am Samstigmorga uffm Rothaus beim Gmoidspfleger gzahlt werda“ Oder: „Em Reegle geiht's Freibankfloisch vora notgschlachtete Khua“. Eine seiner kürzesten Botschaften war : „Aufroma dr Kameefeger kommt“
Falls beim „Ausschellen“ mal zufällig ein Auto ins Dorf kam, musste dies anhalten, damit die Nachricht auch von allen Bürgern gehört wurde. Jakob war auch als Totengräber und als Leichenschauer amtlich tätig. Bei den Schulbuben war der „Bolezeijakob“ eine Respekt-Person, weil er im Rathaus neben Hausmeisterdiensten auch den „Arrest“ verwaltete, wo man hinkommt, wenn man „ebbes ogschtellt oder bosget hot“
Das Bild entstand vor dem „Milchhäusle“ links ist die Eingangstür zu diesem damals ganz wichtigen Raum erkennbar. Der Briefkasten und rechts die noch erkennbare Rathaustreppe bestehen, in modernisierter Form, heute noch in der Lechstrasse.
Das „Milchhäusle“ ist alleine schon ein Stück Dorfgeschichte und war besonders am Abend Anlaufstelle für jung und alt und alles was laufen konnte.
Jakob Eben lebte mit seiner Familie von 1885 bis 1956 in Altenburg bei der Kirche, heute Nikolausstraße zusammen mit der Familie seines Bruders Gottlob Eben in dem damaligen Doppelhaus zwischen Kirche und Zehntscheuer (heute Kindergarten „Leuchtturm“)
Die Nachkommen-Familien Hauser und Lang sind standorttreu noch als Ur-Altenburger dort angesiedelt.
Was der „Schütz Ebesjakob“ wohl sagen würde, wenn er sein Altenburg heute mit der Schelle informieren müsste? Vielleicht dies : „ganget zo deam reigschmeckta Bilderdänzer mit seim nuimodischa Fodoglomp der muas drzua etamol da Arsch lupfa“.
Frei übersetzt für Nichtschwaben : „Mein medialer Ur-Ur-Enkel-Nachfolger, ein gewisser Vollmer, macht das heute im Sitzen weltweit."
Der Vorgänger als Dorfbüttel von Jakob Eben war Georg Rist aus der Neckargasse.
Nach der Amtszeit von Jakob Eben war Ludwig Mayer der „Mühle-Ludwig“ als Amtsbote tätig.
Auch Wilhelm Walter, bekannt als „Nurmi“ wurde bis in die 60er Jahre zeitweise mit dem Ausschellen betraut, dessen wichtigste Nachrichten waren die von der damals sehr mangelhaften Altenburger Wasserversorgung. Seine Schellen-Määhl lautete dann etwa so:
„ s Wasser ischt aus- am Samstig ischt bada verbotta“
Bildertanz-Foto: Sammlung Gerhard Fingerle

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