Samstag, 12. September 2009

Ortstermin: Streuobstwiesen als Staubfilter


Lokaltermin des Altenburger Ortschaftsrats auf heimischen Streuobstwiesen
Auf Einladung des Obst- und Gartenbauvereins Altenburg besichtigte der Ortschaftsrat in der letzten August-Woche die Streuobstwiesen nördlich und südlich der Straße von Altenburg nach Kirchentellinsfurt. Die östliche Grenze dieser Grundstücke bildet die B464 (B27-Zubringer), die westliche das Altenburger/Kirchentellinsfurter Industriegebiet. Diese Wiesen wurden ausgewählt, weil man hier auf engstem Raum den Pflegezustand vieler Streuobstwiesen beispielhaft zeigen und wünschenswerte Verbesserungen erörtern kann. Im März 2009 hatten hier Mitglieder des Vereins bereits Pflegemaßnahmen durchgeführt.
Heinz Wezel, Vorsitzender des OGV Altenburg, begrüßte Bezirksbürgermeisterin Christel Metzger und vier weitere Ortschaftsräte sowie sieben engagierte Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins. Er stellte zunächst die Eigentumsverhältnisse auf diesen Wiesen dar. Denn Voraussetzung für den Einsatz des OGV war selbstverständlich eine sorgfältige Abstimmung mit den Eigentümern. Ohne deren Genehmigung und Unterstützung hätte der Idealismus des OGV kein Betätigungsfeld gefunden.
Obstbaumkunde für die Ortschaftsräte

Dann stellte er eine kleine Auswahl der zahlreichen Obstbäume vor, erklärte, was bisher an Pflegemaßmahmen durchgeführt wurde und auch, was noch zu tun ist; denn das Engagement des OGV Altenburg soll sich nicht in einer einmaligen Pflegeaktion erschöpfen, sondern Jahr für Jahr fortgesetzt werden.
„Die in Europa einmaligen schwäbischen Streuobstwiesen müssen erhalten werden, einmal einfach, weil sie schön sind und unsere Heimat repräsentieren, darüber hinaus aber, weil hier Obstarten gepflegt werden können, die ohne die Arbeit von Idealisten dem Untergang preisgegeben wären. Streuobstwiesen bieten Lebensraum für Insekten, Vögel und zahlreiche Kleintiere. Bäume und Büsche wirken als Staubfilter für unsere Atemluft und reichern diese mit Sauerstoff an. Deswegen ist die Erhaltung des Streuobstwiesengürtels rund um unsere Städte und Dörfer geradezu lebensnotwendig.“ So Heinz Wezel bei seiner Führung. Die meisten hier zu sehenden Bäume seien 60 bis über 100 Jahre alt und ein Erbe, das „wir von unseren Eltern und Großeltern übernommen haben. Wenn wir unseren Kindern und Enkeln das weitergeben wollen, dann müssen wir auch für die Verjüngung des Bestands sorgen und abgegangene Bäume durch Nachpflanzung ersetzen."
Die Wirtschaftlichkeit von Streuobst
Auch das Argument, dass die Verwertung des Obstes von Streuobstwiesen nicht mehr wirtschaftlich zu gestalten sei, gilt heute nicht mehr ohne Einschränkung. Heinz Wezel, der sich mit dieser Thematik schon längere Zeit auseinandersetzt, zeigte einige Möglichkeiten auf, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. Als Beispiel sei hier nur das „Bag-in-Box“-Verfahren genannt, das zur Herstellung von Obstsaft aus eigenen, d. h. nicht mit anderen vermischten Früchten dient. Es ist im vergangenen Jahr bei der Obstverwertung Reinhold Riehle in Sickenhausen äußerst erfolgreich angelaufen.
Weitere wirtschaftliche Möglichkeiten können „Süßmost im Schwimmdeckelfass“ für den eigenen Verbrauch oder die Herstellung (evtl. sortenreiner) Obstbranntweine sein.
Natürlich kamen auch die Probleme bei der Pflege des Unterwuchses, die zweifelsohne bestehen, zur Sprache.
Antrag an den Ortschaftsrat: Beratung nächste Woche
Ein Antrag des OGV an den Ortschaftsrat sieht die finanzielle Förderung als Anreiz der Neu- und Nachpflanzung von Obstbäumen durch die Grundstücksbesitzer vor. Gleichzeitig sollte die Stadt auf ihren Grundstücken mit gutem Beispiel vorangehen und ebenfalls Pflanzungen vornehmen.
Der OGV leistet einen weiteren Beitrag in Form von Schulungen, von Schnitt- und Pflegeunterweisungen sowie Beratungen.
Apfelsaft Marke Hofschule
Südlich der Straße von Altenburg nach Kirchentellinsfurt, von der Ein-/Ausfahrt zur B464 eingerahmt, liegt eine vom OGV und der Altenburger Schule bereits seit einigen Jahren gemeinsam gepflegte ca. 7500 Quadratmeter große Streuobstwiese. Alle hier erfolgten Aktionen wurden jeweils mit dem Landratsamt abgestimmt.
Die Kinder der Hofschule nutzen die anfallenden Äpfel bereits seit 2006 zur Herstellung von Apfelsaft als Pausengetränk. Die Mitglieder des OGV haben die alten Bäume ausgelichtet und vor 1 ½ Jahren 10 neue Apfel- und Birnbäume gepflanzt, die vom Straßenbauamt beschafft und bezahlt worden waren. Der OGV pflegt die gesamte Streuobstwiese weiterhin. Ein weiterer Ausbau zur Schul- und Musterstreuobstwiese ist geplant.
Neuanpflanzungen geplant
In diesem Zusammenhang hat der OGV Altenburg, unterstützt von der Grünflächenberatungsstelle des Landratsamts und der Straßenmeisterei, einen Plan entwickelt zur Anpflanzung einer Hecke von 70 Wildobststräuchern. Dazu gehören Holunderbüsche, Schlehen, Felsenbirnen, Ebereschen, Kornelkirschen, Haselnusssträucher und Kartoffelrosen. Das Landratsamt unterstützt dieses Vorhaben auch finanziell und hat die dafür erforderliche Genehmigung erteilt. Mit der Heckenpflanzung wird die Lücke zur B464 hin geschlossen, um einen gewissen Schutz für die Schüler zu erreichen.
Der OGV Altenburg wird zusätzlich die auf Streuobstwiesen vorkommenden Obstarten Zwetschgen, Kirschen, Mirabellen, Walnüsse sowie Esskastanien (die aufgrund der Klimaerwärmung bei uns langsam heimisch werden) anpflanzen. Die Pflanzaktion selbst soll mit der Altenburger Schule durchgeführt werden, um gleichzeitig einen pädagogischen Zweck damit zu verbinden.
Finanzielle Unterstützung gesucht
Für diesen Ausbau der Schul- und Muster-Streuobstwiese braucht der OGV Altenburg weitere finanzielle Unterstützung. Wir freuen uns in diesem Zusammenhang über die spontane Zusage von Christel Metzger, einen Kirschbaum zu spenden.
Zum Abschluss der informativen Veranstaltung lud der OGV zu einem kleinen Imbiss unter einem großen Apfelbaum ein. Wie es sich gehört, mit Apfelsaft und Most, die aus Früchten dieser Streuobstwiesen nach dem „Bag-in-Box“-Verfahren hergestellt worden waren, mit Apfel- und Birnenschnaps und frischem Apfelkuchen.
Ein wunderbarer warmer Sommerabend belohnte zusätzlich die Mitglieder des Ortschaftsrats und des Obst- und Gartenbauvereins Altenburg für ihr Engagement.
Der Text wurde vom OGV zur Verfügung gestellt

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