Samstag, 10. Dezember 2011

Anmerkung zu unserem Wirtschaftsgebiet


Drei Jahrzehnte lang war alles in bester Ordnung - und die Aussichten sind nicht schlecht, dass es auch so bleibt. Trotzdem ein paar Anmerkungen.
Als am Mittwoch der Bezirksgemeinderat zum Thema Erweiterung des Wirtschaftsgebiets Mahden/Mahdenäcker tagte, da konnten die Ortschaftsräte auf eine hervorragend aufbereitete Dokumentation der Ereignisse in den vergangenen 35 Jahren zurückgreifen. Bürgermeister Frank Hofacker und Michael Haag vom Bezirksamt hatten in mühevoller Kleinarbeit und Recherche in Archiven alle Verträge und Aktennotizen zusammengestellt. Alle Ratsmitglieder waren begeistert. Endlich waren alle Zusammenhänge erkennbar.
Da erfuhr man, dass der Vertrag zwischen der Stadt Reutlingen und der Gemeinde Kirchentellinsfurt 1978 über die Schaffung eines gemeinsamen Gewerbegebietes auf eine Laufzeit von 30 Jahre hin ausgerichtet worden war. Eine lange Zeit, in der allerdings etwa zwölf Jahre lang gar nichts geschah. Denn die beiden Kommunen warteten auf den Bau und die Fertigstellung jenes Zubringers, der ursprüngloich B 312 hieß und den wir als B 464 kennen. Erst danach ging es los. Und es wurde ein attraktiver Wirtschaftsstandort, der jetzt erweitert wird. Es soll hier gar nicht über das Wie und Was gemäkelt werden, das hat ja der GEA diese Woche schon genug getan. Das Projekt ist im Kern in Ordnung.
Was mich (und vielleicht bin ich da ganz allein) nachdenklich macht, ist die Laufzeit des Vertrages. Die 30 Jahre sind seit 2008 vorbei. Der Vertrag verlängert sich nun automatisch um jeweils fünf Jahre, falls er nicht ein Jahr vor dem jeweiligen Ablauf gekündigt wird. Nun sind die Interessen zwischen den beiden Kommunen sicherlich so eng miteinander verknüpft und auch durch die jetzt anstehende Erweiterung intensiviert worden, dass man diese Fünf-Jahres-Pläne für dieses Jahrzehnt als gesichert ansehen kann. Man wird sich jetzt einig sein - und 2018 mit Sicherheit auch wieder. Was aber geschieht, wenn Kirchentellinsfurt spürt, dass immer mehr Betriebe sich hier ansiedeln wollen? Denn dies ist ein Standort, der äußerst attraktiv zu sein scheint. Er könnte so attraktiv sein, dass Kirchentellinsfurt - ein anderer Ort, ein anderer Kreis - den Vertrag kündigt und sich an nichts mehr halten muss, was die klugen Räte vor nun bald 35 Jahren beschlossen haben. Natürlich würde diese Trennung nicht so einfach sein, da gäbe es viel auszuhandeln und viel auzuhalten. Vor allem von den Bürgern Altenburgs. Denn sie wohnen in dem Ort, der in seinem Wohnbereich als einziger direkt an dieses Wirtschaftsgebiet angrenzt.
Nun gut, dies ist eine mögliche Zukunft ohne hohe Wahrscheinlichkeit. Und überhaupt - so die Meinung des Bezirksbürgermeisters - müsse darüber ein zukünftiger Bezirksgemeinderat befinden, dessen Entscheidungen man heute nicht vorgreifen dürfe. Das kann man so akzeptieren. Aber bei mir bleibt Unbehagen.
Die Frage ist nämlich, ob der Bezirksgemeinderat dann tatsächlich noch etwas zu entscheiden hat. Dass wir heute mitbestimmen dürfen, haben wir übrirgens dem ehemaligen Stadtrat und langjährigen Bezirksbürgermeister Rolf Nedele zu verdanken. Was aber geschieht, wenn dieser Vertrag nicht mehr gilt? Und ein Ort, der zwei Kreisverkehre in die platte Landschaft installiert und damit eine Barriere für LKWs auf dem Weg ins Industriegebiet errichtet, verdient nicht unbedingt höchstes Vertrauen in seinem Nachbarort Altenburg, durch den nämlich jetzt die Zulieferfahrzeuge donnern. Dabei sind sicherlich die Anwohner der Isarstraße und der Donaustraße die Hauptleidtragenden, auch wenn den Mitbürgern in der Isarstraße vor zwanzig Jahren der Einbau von Schallschutzfenstern von der Stadt Reutlingen bezahlt wurde. Immerhin 200.000 DM wurden dafür ausgegeben. Dass dies damals gezahlt wurde, zeigt, wie gut es war, einen langfristigen Vertrag zu haben, auch wenn zu diesem Zeitpunkt schon mehr als ein Jahrzehnt verstrichen waren. Ohne diese Langfristigkeit hätte die Stadt Reutlingen diese Summe vielleicht nur sehr schwer rechtfertigen können. Und auch jetzt bei der Erweiterung wäre es gut gewesen, wenn der Vertrag wieder eine längere Laufzeit bekommen hätte als nur jene Fünf-Jahres-Fristen.
Hätte sich Kirchentellinsfurt darauf eingelassen, wäre alles bestens. Hätte sich Kirchentellinsfurt dagegen gewehrt, dann hätten wir allen Grund, sehr hellhörig zu werden.
Nun ist es, wie es ist. Vielleicht ist mein Misstrauen völlig unberechtigt, aber aufmerksam sollten wir trotzdem sein. Deshalb auch diese Anmerkungen.
Ich hoffe, ich habe Ihr Verständnis. Raimund Vollmer


Auf dem Weg vom und zum Wirtschaftsgebiet: Im Sommer 2011 an der Einmündung Donaustraße/Isarstraße.
Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer

1 Kommentar:

  1. Ja Herr Vollmer, Sie haben unser vollstes Verständnis! Alles i.O. mit Ihrer Textur.

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