Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Geheimprotokolle des Charley B.

Stichtag 22. Juli 2009: Sitzungssaal des Rathauses Altenburg
Gestern war ja konstituierende Sitzung des Bezirksgemeinderates von
und zu Altenburg. Mein Chef macht da nun auch mit, und deshalb ist von ihm eine objektive Berichterstattung nicht mehr zu erwarten. Insgeheim habe ich nun beschlossen, seinen Job zu übernehmen und ein eigenes Protokoll zu schreiben. Jedenfalls „probeweise“ oder zumindest „vorübergehend“, vielleicht aber auch endgültig. So wie jetzt die Bürgerfragestunde, nachdem wir hier in unserem Altenburg-Blog ein wenig angezweifelt hatten, ob das Protokoll eigentlich das wiedergab, was der Bezirksgemeinderat über die Einführung der Bürgerfragestunde beschlossen hatte. Wir – das sind nach Meinung der neuen Chefin von meinem Chef , also von Bezirksbürgermeisterin Christel Metzger – wir sind die „im Internet“.

Bildertanz-Foto: JR

Christa Galasso wurde verabschiedet. Sie hatte sich nach zehn Jahren nicht mehr der Wiederwahl gestellt. Ihren Posten und wohl auch ihren Platz hat nun mein Chef geerbt. Christa bekam Blumen und eine CD mit selbstgemachter Musik des Reutlinger Gemeinderats. Mein Chef bekam einen dicken Stoß Papier und ein Handbuch über Kommunalpolitik. Wahrscheinlich liest er jetzt darin herum, während ich hier schreibe.

Es war fast wie in der Kirche, als die elf Volksvertreter ihr Gelöbnis abgaben. Christel war die Vorleserin, die neun Räte und die eine Rätin sprachen den Text brav nach. Und zur Bekräftigung gaben sie anschließend der Christel die Hand. Seltsam war nur: Während die ordinären Räte darauf verpflichtet wurden, die Rechte der Gemeinde (Altenburg) gewissenhaft zu wahren, wurde die Christel gleich zweimal verdonnert: auf die Wahrung der Rechte der Stadt Reutlingen und der Gemeinde Altenburg. Verstanden habe ich dieses zweierlei Maß nicht. Denn die Christel war in den zehn Minuten nach Abschluss der letzten Sitzung der alten Legislaturperiode und vor ihrer Wiederwahl zur Bezirksbürgermeisterin auch nichts anderes als ein ganz normales Ratsmitglied – allenfalls kommissarisch Bürgermeisterin. Aber mein Chef wird bestimmt in seinem neuen Buch nachlesen, warum das Gelöbnis von der Christel anders lauten durfte als das der ganz gewöhnlichen Bezirksgemeindevertreter.

Dann waren gestern auch noch Wahlen. Dass die Christel wieder das Altenburger Rathaus besetzen darf, hat sie mit ihrem Wahlergebnis verdient. Kein Zweifel. Das mussten die Verlierer, zu denen auch mein Chef gehört, neidlos anerkennen. Den Triumph der anderen haben die Fünf von der Bürgerliste auch tapfer ertragen. Mehrheit ist nun einmal Mehrheit. Das ist Demokratie, die – gut angewandt – auch stets den Verlierer adelt. Deswegen hätte man sich schon irgendwie gewünscht, dass einer von der Verliererliste erster oder auch nur zweiter Stellvertreter im Amt des Bezirksbürgermeisters werden würde – vor allem, wenn einer der „Looser“, der Achim, die drittmeisten Stimmen im Ort geholt hat. Klar, mit dem Hofacker-Frank wurde schon ein erster Stellvertreter gewählt, den man sehr wohl akzeptieren kann – auch als Opposition. Aber der zweite Stellvertreter, der Karlotto, hätte besser auf eine Wahl verzichtet. Erstens war sein Wahlergebnis nicht so berauschend, dass er dies als indirektes Mandat hätte verstehen können – so wie der Achim von der Looser-Liste. Zweitens – und das ist eigentlich noch viel wichtiger – seine Wahl zum Stellvertreter wirft ein seltsames Licht auf die Hintergründe seines Listenwechsels. Mein Chef jedenfalls hat nicht glauben wollen, dass sich der Karlotto vor diesem Hintergrund für die Position vorschlagen und dann auch noch wählen lassen würde. Seine Ratskollegen aber hatten genau das vorausgesagt. Naja, mein Chef ist halt noch ein Neuling. Naiv. Aber naiv wäre der Karlotto auch, wenn er nun glaubt, dass sich die Leute nicht doch ihre eigenen Gedanken über diese Wahl machen.

Dann wurden auch noch ein paar Ausschuss-Jobs vergeben – und schließlich ging es in die wohlverdiente Nachsitzung im Sportheim. Da war es fast wie bei Asterix und Obelix. Die Schlacht war geschlagen. Zwei Hefeweizen später fragte sich mein Chef immer noch, in welche Welt er da hineingeraten war. Hoffentlich geht es ihm nicht wie dem Troubadix...

Ihr Charlie B.

2 Kommentare:

  1. Wie erging es eigentlich Troubadix?

    AntwortenLöschen
  2. Er wurde von allen Festlichkeiten ausgeschlossen, gefesselt, geknebelt und mitsamt Guitarre hoch oben an einen Baum gebunden.

    AntwortenLöschen