Freitag, 30. April 2010

Ortsfamilienbuch Altenburg



Reformation in Altenburg 1534:

Die Altenburger Nikolauskapelle wurde vor 1075 von dem Grafen Werner von Achalm (Bischof von Straßburg +1077 und Bruder zu den Grafen Liutold und Kuno von Achalm) geweiht und im Jahr 1089 von den Brüdern Liutold und Kuno von Achalm samt Dorf und Grundbesitz dem Kloster Zwiefalten als Grundausstattung geschenkt. Als Schutzpatron der Kapelle erhob man den Hl. Nikolaus. Nur an Kirchweih hielt der Oferdinger Pfarrer in der Nikolauskapelle eine Messe, sie war nur eine Filiale von Oferdingen, der „Mutterkirche“. Die Kapelle wurde zwischenzeitlich mehrmals umgebaut und erweitert. In der Zeit von 1638 bis 1655 war sie jedoch „Hauptkirche“. Die Oferdinger Mutterkirche war abgebrannt (Sonntag Cantate 1638) und wurde erst wieder 1656 eingeweiht.

Altenburg und Rommelsbach blieben auch nach der Einführung der Reformation in Württemberg 1535, Filial von Oferdingen. 1534 bekannte sich der Oferdinger kath. Pfarrer Nikolaus Kellermann unter stillschweigender Duldung der Kommende Rohrdorf zur neuen Lehre und trat zum neuen Glauben über. In einer Beilage zum Dienstbericht des württembergischen Reformators Ambrosius Blarer an Herzog Ulrich vom 29. Sept. 1534, hatten Blarer und der Tübinger Obervogt sämtliche Pfarrer des Amtsbezirks aufs Tübinger Rathaus geladen und mit ihnen im Auftrag des Herzogs über die Einführung der Reformation verhandelt. Von den 19 Pfarrern war nur der Oferdinger Nikolaus Kellermann und 6 weitere „Kollegen“ bereit, die neue Lehre anzunehmen und durchzuführen: „Diese nachverzeichneten Pfarrherrn haben sich ganz gutwillig erzeygt und begeben, Gottes Wort mit vleyß und truwen zu predigen“, so der Wortlaut des nebenstehend abgebildeten Verzeichnisses. Pfarrer Kellermann ist nach dem Absatz in der 3. Zeile aufgeführt: „Nikolaus Kellermann Pfarrer zu Ofertingen“. (entnommen aus dem Buch: Rommelsbach – einst und jetzt“ Seite 310, Beitrag von Willi Raiser)
Umsomehr kann sich die ev. Kirchengemeinde glücklich schätzen, über ein Kleinod aus vorreformatorischer Zeit zu verfügen. Die Kirche ist noch im Besitz eines gotischen Abendmahlskelches (Messing/Kupfer,vergoldet) aus der alten Nikolauskapelle, der jetzt wiederentdeckt wurde. Es handelt sich um eine sehr gut erhaltene Arbeit, vor oder um 1500. Viele Generationen Altenburger Bürger haben damit Abendmahl gefeiert. Er war bis zum Ende des letzten Jahrhunderts noch in Gebrauch und dann durch die Änderung der Abendmahlsform in Vergessenheit geraten. Vorschlag an die Kirchengemeinde: Vielleicht könnte man den Kelch doch gelegentlich benützen und anstatt daraus zu trinken, nur die Hostie eintauchen (Intinktion)? In manch anderen Orten wird diese alternative Form so praktiziert.

Im April 2010
H. Thumm

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen