"Schütz“ Jakob Eben
Bild von Erika Hauser geb. Eben
Nikolausstr. Tochter von J. Eben „der Schütz“
die sich auch an interessante Begebenheiten zu diesem Bild
erinnert.
Das Foto zeigt Amtsdiener Jakob Eben in seiner Dienstmontur
offensichtlich noch während des sog.
„Dritten Reich“. Der Adler an seiner Dienstmütze lässt dies vermuten.
Ledergamaschen und grüne Dienstjacke waren weitere
Attribute die ihn als Amts-Person
auswiesen.
Auf dem linken Arm trägt er das wichtigste Werkzeug, seine Glocke die „Schelle“ mit der er in
unnachahmlichem Rhythmus die Bürger auf die Straße alarmierte, dann
gingen Fenster und Türen auf „hairsch dr
Schütz schellet“. Im Dorf hatte er immer
die gleichen Stellen an der er die amtlichen und halbamtlichen
Nachrichten meistens von einem Zettel
laut verkündete. Amtliche Nachrichten begannen immer mit „Bekanntmachung“ und dann
folgte der Text: z.B.:
„Der Wasserzins...“ oder „Die Hackteilpacht“ oder: „Die Grundsteuer“ sei zur
Zahlung fällig „und soll am
Samstigmorga uffm Rothaus beim
Gmoidspfleger gzahlt werda“ Oder: „Em Reegle geihts Freibankfloisch vora
notgschlachtete Khua“. Eine seiner
kürzesten Botschaften war : „Aufroma dr Kameefeger kommt“
Falls beim „Ausschellen“ mal zufällig ein Auto ins Dorf kam, musste dies anhalten,
damit die Nachricht auch von allen Bürgern gehört wurde.
Jakob war auch als
Totengräber und als Leichenschauer amtlich tätig
Bei den Schulbuben war der „Bolezeijakob“ eine
Respekt-Person, weil er im Rathaus neben Hausmeisterdiensten auch den „Arrest“
verwaltete, wo man hinkommt, wenn man „ebbes ogschtellt oder bosget hot“
Das Bild entstand vor dem „Milchhäusle“ links ist die Eingangstür zu diesem damals ganz wichtigen Raum
erkennbar. Der Briefkasten und rechts die noch erkennbare Rathaustreppe
bestehen, in modernisierter Form, heute noch in der Lechstrasse.
Das „Milchhäusle“ ist
alleine schon ein Stück Dorfgeschichte und war besonders am Abend
Anlaufstelle für jung und alt und alles was laufen konnte.
Jakob Eben lebte mit seiner Familie von 1885 bis 1956 in Altenburg bei der Kirche, heute Nikolausstraße zusammen
mit der Familie seines Bruders
Gottlob Eben in dem damaligen Doppelhaus zwischen Kirche und
Zehntscheuer (heute Kindergarten „Leuchtturm“)
Die Nachkommen-Familien Hauser und Lang sind standorttreu noch als
Ur-Altenburger dort angesiedelt.
Was der „Schütz Ebesjakob“ wohl sagen würde, wenn er sein
Altenburg heute mit der Schelle
informieren müsste? Vielleicht dies : „ganget zo deam reigschmeckta Bilderdänzer
mit seim nuimodischa Fodoglomp der muas drzua etamol da Arsch lupfa“.
Frei übersetzt für Nichtschwaben : „Mein medialer
Ur-Ur-Enkel-Nachfolger, ein gewisser Vollmer, macht das heute im Sitzen
weltweit.
Der Vorgänger als Dorfbüttel
von Jakob Eben war Georg
Rist aus der Neckargasse.
Nach der
Amtszeit von Jakob Eben war Ludwig Mayer der „Mühle-Ludwig“ als
Amtsbote tätig.
Auch Wilhelm Walter, bekannt
als „Nurmi“ wurde bis in die 60er Jahre zeitweise mit dem Ausschellen
betraut, dessen wichtigste Nachrichten waren die von der damals sehr
mangelhaften Altenburger
Wasserversorgung. Seine Schellen-Määhl
lautete dann etwa so:
„ s Wasser ischt aus- am Samstig
ischt bada verbotta“
Sept.2009
Aufgezeichnet von Erika Hauser und R. Thumm
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