Sonntag, 16. Januar 2011

Nachkriegszeit in Altenburg: Keine Schuhe, keine Schule...


Mutter Fingerle und Kinder beim Holzhacken vor dem Schulhaus.
Bildertanz-Quelle: Friedrich Fingerle

... das ist das Resultat einer weiteren Geschichte, die uns Rudolf Thumm am Samstagnachmittag beim Gang durch die Nordraumgemeinden (Altenburg, Oferdingen, Sondelfingen, Orschel-Hagen und Rommelsbach) erzählte.
Die Not war groß in den unmittelbaren Nachkriegsjahren. Was der Nazistaat an Proviant fürs Heer noch gehortet hatte, war von der Bevölkerung längst geplündert worden. Es gab keine Reserven mehr. Die Lager waren leer. Selbst die Lebensmittelkarten versprachen mehr, als sie dann in den Läden halten konnten. Vor allem aber fehlte es an Schuhen. Die Schuhmacher hatten zwar jede Menge zu tun, aber irgendwann waren auch sie mit ihrem Latein am Ende - zumal es auch an Material-Nachschub mangelte. Man musste das Leder oder die Gummisohlen am besten selbst mitbringen. Im Sommer war dies nicht weiter schlimm. "Da liefen wir barfuß. Wir hatten dicke Schwielen, regelrechte Hufen, an unseren Füßen. Und wenn es regnete, dann zogen wir selbstgebaute Holzsandalen an - ein Stück Brett mit einem Halteriemen darüber", erzählte Rudolf. (Ich hoffe, dass ich alles richtig wiedergebe.) Aber was tun im Winter?
Und der kam auch noch mit sehr viel Eis und Schnee. Eine Altenburger Familie hatte es besonders hart erwischt. Hier war die Mutter gestorben, und die sechs Kinder mussten sehen, wie sie mit dem Leben fertig wurden. An allem fehlte es - besonders aber an Schuhen. Und als der Schnee sich in den Gassen Altenburgs türmte, war es für die jüngsten der Kinder unmöglich, zur Schule zu gehen. Sie hatten keine Schuhe. Und deshalb bekamen sie schulfrei. Allerdings wurden ihnen jeden Mittag die Hausaufgaben überbracht, so dass sie versuchen konnten, den versäumten Lernstoff nachzuholen.

1 Kommentar:

  1. Wie begehrt Wehrmachtsbestände bei Kriegsende waren haben wir bei der Durchsicht des Nachlasses meines Schwiegervaters erfahren: Wir fanden als Eigentum der Wehrmacht gekennzeichnete Ledersohlen mit Hakenkreuzstempel. Leider haben wir sie irgendwann entsorgt!

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