Samstag, 8. Januar 2011

Renovierung der Kirche 1927 – und was die alten Kapseln erzählen



Auszugsweise entnommen aus:
„Reutlinger Heimatblätter Nr. 14, Dez. 1950“ von Bürgermeister Hahn, Altenburg

„....Bei den derzeitigen Umbauten und Renovierungen, insbesonders des Turmes, fand man bei Abnahme des Turmhahnes in einer am Fuße desselben angebrachten Kapsel verschiedene Urkunden, Münzen und Zeitungsausschnitte aus den vergangenen Jahren. U.a. eine Urkunde aus dem Jahre 1864 in wunderbarer Schrift von der 17 Jahre alten Tochter des Flaschnermeisters Adam Kurtz aus Reutlingen geschrieben, die von der Reparierung des Turmes, der Bedeckung der westlichen Seite mit Zinkblech berichtet. Flaschnermeister und Stadtrat Adam Kurtz aus Reutlingen führte die Arbeiten aus und sein Gehilfe August Munder aus Cannstatt fertigte mit dem Lehrling Adolph Gmelin aus Pfullingen eine neue Fahne (Windfahne).
Aus demselben Jahre fand man die Urkunde des amtierenden Pfarrers Scholl, Sohn des früheren Dekans Scholl aus Würtingen, aus dem hervorgeht, daß der Turmknopf samt Pfeil neu gemacht wurde, der Hahn aber schon aus ältester Zeit stammt. An der Schule lehrte der 60 Jahre alte Lehrer Wörle und ein Hilfslehrer namens Pfetsch von Seissen, OA. Blaubeuren. Schultheiß war Gottlieb Walz.
Vom 2. Januar 1907 berichtet eine Urkunde von der Herabnahme des Turmknopfes samt Pfeil, der nach einem außergewöhnlich heftigen Sturm beschädigt wurde. Gustav Koch in Altenburg und Gottlob Wurster von Sickenhausen brachten das Gerüst an und Flaschnermeister Wolpert aus Kirchentellinsfurt erneuerte den Turmknopf. Seit jener Zeit ist Altenburg auf Grund einer Königlichen Entschließung aus dem Jahre 1894 zu einer ständigen Pfarrei geworden, die dem damaligen Pfarrverweser Eugen Dipper aus Oferdingen-Altenburg im Jahre 1896 übertragen wurde. Seit Oktober 1902 war Johann Martin Haug Schultheiß, Lehrer Friedrich Wagner, Pfarrer Koch hatte diese Urkunde geschrieben. Es waren einige Nummern des „Gemeindeblattes für Altenburg“ und die Nr. 132 der „Tübinger Chronik“ vom 8. Juni 1907 angeschlossen. Aus diesen können wir vom Abschied Pfarrer Hartmanns, der eine Oberlehrerstelle am Gymnasium in Straßburg angenommen hatte, lesen, vom Amtsantritt des Pfarrers Koch, von den Feiern des Kindergartens, dem jeweils bei Taufe und Beerdigungen reiche Spenden gemacht wurden. Sogar von einer Spende der Majestät der Königin und einer Gabe der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins wird berichtet. Auch plante man damals schon ein kleines Häuschen für den Kindergarten und sammelte und sparte dafür, denn mindestens 5000 Mark mußten zusammensein.
1, 2, 5 und 10 Pfennig-Münzen, 2,3 und 7 Pfennig Freimarken aus dem Jahre 1914 und aus dem Jahre 1916-1925 verschiedene Eisenmünzen der Stadt Reutlingen, Kreisnotgeld von 1916, sowie ein Tausendmarkschein mit dem Überdruck 1 Million fand man weiter in der Kapsel.
Von der Renovation der Kirche und des Kirchturms aus dem Jahre 1927 spricht eine weitere Urkunde von Pfarrer Adolf Baumann. Der ganze Kirchturm wurde damals mit Zinkblech von Flaschner Ludwig Thumm beschlagen und die Malerarbeiten führte Malermeister Gänzle aus Kirchentellinsfurt aus. Die Maurermeister Gustav Koch und Christian Walz nahmen den Turmknopf samt Pfeil und Hahn ab und der gleiche Maler vergoldete dieses neu. Die Gipserarbeiten führten die Meister Zimmermann und Baier aus Pliezhausen aus und Schreinermeister Löffler fertigte 2 neue Türen. Ortspfarrer Adolf Baumann stiftete einen neuen Altar und Jakob Beck die Seitengitter dazu. Nach den Revolutionsstürmen 1918 wurde Johannes Weimar, Lehrer und Vorsitzender des Ortsschulrates Friedrich Fingerle. Die Schülerzahl betrug damals 48.Einem beigefügten Zeitungsausschnitt können wir entnehmen, daß für die Bauern ein regenreicher Sommer beschert war, dagegen in Chikago und Nanking viele Menschen durch die große Hitze starben und größere Brände ausbrachen. Dann folgte noch ein Bericht über die Marktpreise.......“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen